Montag, 7. April 2025

Auf Jakobswegen ans Ende der Welt


Gehen ist eine Tugend, Tourismus eine Todsünde.
Werner Herzog
What life has taught me I would like to share
with those who want to learn

Bob Marley

Himmelspfad und Sternenfeld ist kein Wanderführer, ich sage es lieber gleich. Ich erzähle auch nicht kontinuierlich von einer Fußreise, die dann doch zu einer Pilgerfahrt wurde, biete keine monotone Tag-für-Tag-Beschreibung vom Ausgang der Wanderung bis an ihr Ende, beschreibe nicht minutiös einen Tagesablauf nach dem nächsten. Obwohl ich das auch tue, denn es gehört zu einer Wanderung, dass die Ereignisse des Tages und der bewältigte Weg Schritt für Schritt und Tag für Tag immer wichtiger werden, weil sie dem Wanderer, dessen Körper wochenlang nichts anderes unternimmt, als zu gehen, zu essen und zu schlafen, ihren Rhythmus auf den Leib schreiben. Ich erzähle von mehr und von anderem. Das eine oder andere Zitat, die eine oder andere Bemerkung, mag sich auf der einen oder anderen Seite wiederholen, weil sie zu den geschilderten Ereignissen passen, denn ich habe die Erzählungen meiner Wanderungen nicht kontinuierlich geschrieben, sondern an mehreren Orten, unter unterschiedlichen Umständen, mit langen Pausen zu verschiedenen Zeiten. Sie zu »säubern« oder auch nur zu glätten, fällt mir nicht ein, denn sie würden das Spontane verlieren, das dem Erlebten eigen ist.

Samstag, 5. April 2025

Endstation Burgos


Nach und nach, Schritt für Schritt verkleinert sich
alles auf ein natürliches Maß. Die Reduzierung
aufs Wesentliche intensiviert das bewusste Erleben.

Achill Moser

Die Sentenz vom Weg, der das Ziel ist, inzwischen zum Kalenderspruch avanciert, den jeder kennt und gerne zitiert, suggeriert die Parallelität von Gehen und Leben, von der Fußreise, die eine Reise durch das eigene Leben ist, von Entscheidung zu Entscheidung, wie von Ort zu Ort, Schritt für Schritt, ohne sich stets eines konkreten Ziels bewusst zu sein. Auf meinen Fußreisen habe ich gelernt, einen einmal gefassten Plan loszulassen und mich dem Hier und Jetzt hinzugeben.

Donnerstag, 3. April 2025

Endlich La Rioja


Weil es nur der gerade Weg ist,
der zum Ziel führt.

Grafitti, anonym

Camino recto, camino erguido
Instituto Europeo

Fünfundachtzig - in Zahlen 85 - Kilometer durch Navarra, vier Tage - Puente la Reina, Estella, Villamayor de Monjardín Torres del Río, nur noch 11 Kilometer bis Viana, durch die sanften Hügel und Weinfelder von Navarra. Eindrücke gesammelt für mehrere Wochen, wenn nicht Monate. Während ich Worte aufschreibe, ist fast schon ein Jahr, seit ich in Navarra war. Heute Abend bin ich Logroño, der Hauptstadt des Weins: Rioja-Wein aus der Tempranillo-Traube. Irgendwo zwischen Viana und Logroño habe ich eine unsichtbare Grenze überquert. Von einer Provinz in eine andere. Gerade noch in Navarra, schon in La Rioja. Mit einem Schritt; er musste nicht einmal groß sein. Nicht nur eine territoriale Grenze, auch eine der Erinnerungen, die ich in den letzten Tagen gesammelt habe, und die nun für immer mir gehören. So einfach ist es, eine Grenze zu überwinden. So einfach sollte es für alle Menschen sein.