Montag, 31. März 2025

Berggärten und Flusstürme


Die Rückkehr einer Reise hat
für mich seit jeher einen bitteren
Beigeschmack: Kaum zu Hause,
träume ich schon wieder mit einer
Weltkarte vor Augen von neuen
Ländern und berausche mich an
Erzählungen aus der Ferne und dem
Zauber fremdländischer Namen.

Marie-Édith Laval

Der Weg ist das Ziel heißt es, aber das ist nicht immer so. Am Ende trägt der Weg den Sieg davon, muss auch Jean-Christophe Rufin feststellen. Wenn es um den Jakobsweg geht, tut man sowieso nie, was man will. Der Camino de Santiago führt an das Ziel aller Ziele, so glaubt der Pilger, noch naiv vor der eigenen Haustüre, der sich seine Fußreise imaginiert. Der Camino de Santiago ist ein besonderer Weg. Natürlich ist jede Fernreise etwas Besonderes, da bildet der Camino keine Ausnahme. Doch anders als andere Wege ist er mit Spiritualität aufgeladen. Der Spiritualität, den Pilger seit nun mehr als tausend Jahren in den Weg eintreten, mit den vielen Klöstern, Einsiedeleien, Kapellen, Kirchen und Basiliken und den spirituellen Bedürfnissen, die jeder Pilger im Herzen mit auf den Weg bringt.

Jeder Ort am Camino Francés ist nicht mehr als ein Durchgang durch eine Welt, in der ich weniger als ein Zaungast bin. Eingetroffen, ein Hauch der Atmosphäre eingesogen, schon wieder vorbei. Ich bin nur Gast auf Erden! Weiter und immer weiter, das Los des Pilgers. Fremd gekommen, fremd gegangen. Peregrino!
Früh morgens verlasse ich Estella durch die mittelalterliche Puerta de Castilla, ein letztes Relikt der ehemaligen Stadtmauer, durch die Pilger seit jeher nach Santiago de Compostela weiterziehen. Den Dreiecksgiebel über mir ziert ein achtzackiger Stern. Nur wenige Schritte mehr, und von der Altstadt und ihrer dekadenten Atmosphäre ist nichts mehr zu spüren. Vorbei. Ich stehe in einer anderen Zeit, im morgendlichen Berufsverkehr einer spanischen Kleinstadt mit 14 000 Einwohnern. Wieder einmal wird der Camino de Santiago zu einer geschäftigen Straße, die zu beiden Seiten Läden und Werkstätten säumt. Fahrzeuge auf der einen Seite, das Gewusel der Passanten um mich herum, gehe ich langsam die Straße hinauf, bis ich in einem kleinen Park das moderne Estella hinter mir zurücklasse und durch eine Siedlung ins Freie komme. Unten im Tal, zwischen Weinfeldern, die in Navarras Hügel eingebettet sind, das Monesterio Santa María la Real de Irache, eines der ältesten und bedeutendsten Klöster in Navarra, im 8. oder 9. Jahrhundert von Benediktinermönchen gegründet. Seit dem 11. Jahrhundert betrieben die Benediktiner in Irache ein Pilgerhospital, einen wichtigen Pilgerstützpunkt auf dem Camino Francés. Heutzutage gehört das Kloster zu den historischen Denkmälern, dass das Weingut Bodegas Irache auf dem Klostergelände betreibt, und die Vorbeikommenden an den von Pilgern belagerten Weinbrunnen einlädt: Freiwein statt Freibier. Für mich frühmorgens keine Option.

Die Etappe nach Villamoyor de Monjardín verwöhnt mich mit Landschaft totale. Sanft auslaufende Hügel verleihen Navarra, kurz bevor der Camino Francés in die Rioja übergeht, noch einmal den Reiz grün-gelber Frühlingsidylle; der spitze Gipfel eines Kegelbergs bildet den Fokus der Frühlingslandschaft. Weit ausgreifend mäandert der Weg zwischen den Hügel hindurch. Vorbei an der ausgetrockneten, in Stein gefassten Fuente de los Enemigos, die an irgendwelche Feinde erinnert, von denen ich nichts zu erzählen weiß.
Der Weg ist unbeschreiblich schön; der schönste bisher. Leicht ansteigend durch einen duftenden Frühlingswald, auf schmalen Pfaden, über denen sich die Zweige von Sträuchern und Bäumen drängen, die gegen meine Beine und Arme streifen. Irgendwo habe ich den Weg verloren, die Gedanken in der Landschaft versunken. Ich steige immer höher hinauf, auf einem Saumpfad einem Hang entlang, den ich immer weiter gehen möchte. Doch er führt nicht nach Villamayor de Monjardín. Irgendwann sehe ich den Ort, wo ich übernachten will, weit unten im Tal. Mein nächstes konstruktives Verlaufen. Unbemerkt bin ich auf eine alternative Route nach Logroño geraten, die ich nun etwas ungern verlasse, denn nach Logroño ist es noch weit. Querfeldein und aufs Geratewohl bahne ich mir den Weg hinunter ins Tal, bis ich an den Kreisverkehr der Schnellstraße Pamplona - Logroño komme, der gerade neu entsteht. Inzwischen ist es später Nachmittag. Der kalte, böige Wind, der mir den ganzen Tag entgegenwehte, kühlt mich jetzt, als Sonne sinkt, immer mehr ab. Nach Villamayor de Monjardín ist es nicht mehr weit. Oben auf dem Hügel kann ich die Spitze von San Andrés in den Himmel ragen sehen. Villamayor de Monjardín gehört zu den sagenumwobenen Orten Spaniens, und achtlos vorbeizugehen ist eine unverzeihliche Nachlässigkeit. Villamayor de Monjardín ist einer dieser vom Zauber fremdländischer Namen infizierten Orte am Camino Francés, die bei meiner Ankunft sein Versprechen auf den ersten Blick nicht einlöst. Es ist wie mit so vielen der kleinen, oberflächlich betrachteten Städtchen und Dörfern am Camino Francés, die heutzutage in die Bedeutungslosigkeit versunken sind, wie die brandenburgischen Dörfer am einstigen Pilgerweg zu den Bluthostien nach Wilsnack, das Wilsnacklaufen, wie der Volksmund damals sagte. Erst einmal auf dem Camino Francés unterwegs, springt mich die mit Bedeutung aufgeladene Landschaft auf Schritt und Tritt an, wie die Hofhunde der abgelegenen Gehöfte, die mich zwingen innezuhalten, und mir zu überlegen, was zu beachten ist. Sie lassen mich erst vorbei, wenn ich ihnen den erforderlichen Respekt zolle. Genauso ist es mit der verborgenen Geschichte der Landschaften an den Jakobswegen. Wer nur zielfixiert auf Santiago de Compostela starrt, und den Rest im Vorübereilen ignoriert, gehört nicht hierher.

Villa Mayor, eine »große Stadt« mit einem »Berggarten« (Mons Jardín) oder ist etwa einfach nur »mein Garten« gemeint (mon jardín). Zugegeben, eine halsbrecherische Etymologie, die sich in den Windungen meines Gehirns verstrickt. Fantastereien um des Fantasierens willen, das sich einstellt, wenn ich Stunde um Stunde meinen Gedanken hinterhergehe. Ortsnamen wie Villamayor de Monjardín, die sich aus zwei Namen zusammensetzen, waren im Mittelalter weit verbreitet, um größere Dörfer von kleineren Siedlungen zu unterscheiden. Die Ableitung von Montem Iardín oder Mons Iardín, was »Gartenberg« oder »fruchtbarer Berg« bedeuten kann, ist nur eine theoretische Möglichkeit.
Das Castillo San Esteban, das sich aus einer Einsiedelei des Heiligen Stefan (San Esteban) auf dem Monjardín entwickelte, soll nach der Chronik Albelda (882) bereits in römischer Zeit bestanden haben. Musa Ibn Musa soll die strategisch bedeutende Festung erobert haben. Der Name Monjardín, vermuten einige Historiker, auf der Suche nach einer profanen Lösung, die alle Assoziationen bei Seite schiebt, geht auf das arabische Al-Munxaddin oder Al-Munjadín zurück, dass befestigter Hügel oder wehrhafte Anhöhe bedeutet, ein Name, der die strategische Bedeutung der Burg untermauert. Im 10. Jahrhundert galt die Burg San Estebán weiter als strategisch wichtige Festung in den Kämpfen zwischen Mauren und Christen in Navarra, die Sancho I. Garcés aus dem Hause Jiménez recht erfolgreich führte, der auch Monjardín aus muslimischer Hand zurückeroberte. Als er im Dezember 925 starb, bestattete man ihn in der Kapelle der Burg San Estebán bei Villamayor de Monjardín. Gesicherte historische Belege existieren, wie so oft nicht, und, was plausibel klingt, bleibt gelehrte Spekulation. Anderseits solche Gedanken nicht zuzulassen, sie zu verwerfen, weil sie nur potenziell wahr sein könnten, verwirft die kulturelle Vielfalt Navarras. Abends sitze ich in der einzigen Bar in Villamayor de Monjardín, gegenüber der Kirche San Andrés, und esse ein mit Käse und Tomaten belegtes Bocadillo, trinke ein Bier dazu, und schaue hinüber auf eine kleine Kirche, deren Gemäuer im warmen Licht der Nachmittagssonne rötlich schimmert.

Die schöne romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert macht einen heruntergekommenen Eindruck. Die eisernen Bänder, mit denen das Holzportal beschlagen ist, datieren mittelalterlich. Wie so oft auch jetzt: Die Kirche ist verschlossen, und mich auf die Suche nach dem Schlüssel zu machen, reizt mich nicht. Das Äußere der Kirche erscheint mir interessant genug. Das romanische Stufenportal mit seinen vier flankierenden, figurativ gestalteten Säulenkapitellen hat die Erosion angefressen. Im Zentrum, auf dem Schlussstein, vor Wind, Regen und Sonne geschützt, befindet sich ein achtarmiges, ungewöhnliches Chrismon in den Stein geschnitten; im Zentrum eine Margaritenblüte. Alle vier Kapitelle erzählen dem, der sie lesen kann, Geschichten: María mit dem Kind, Fabelwesen und Harpyien sowie ein Zweikampf, von dem eine weit verbreitete Legende erzählt, dessen Pendant ich an einem Kapitell am Palacio de los Reyes in Estella gesehen habe.

Villamayor de Monjardín wird in der Chronik Albelda als Mons Garcini anlässlich einer Schlacht Karl des Großen 778 erwähnt, der diese am Fuß des Bergs Irache bestritten haben soll. Zwei Protagonisten, der christliche Karls-Ritter Roldán und der dämonische, riesenhafte Sarazene Ferragut, bestreiten das zentrale Motiv der Karls-Legende des Pseudo-Turpins (Turpini Historia), einer fiktiven Erzählung des Erzbischofs Turpin von Reims aus dem 12. Jahrhundert ist. Turpin überliefert darin die Legende von der Befreiung Santiago de Compostelas durch Karl den Großen, ein mit historischen Fakten und epischer Dichtung vermischter Narrativ. Der Pseudo-Turpin schildert wie Karl der Große von Gott und dem Apostel Jakobus beauftragt wird Spanien von den Sarazenen zu befreien, die als dämonische Feinde beschrieben werden, und durch die Macht des christlichen Glaubens besiegt werden müssen. Karl stellt ein Heer auf, überquert die Pyrenäen und erobert Pamplona, Zaragoza und andere muslimisch besetzte Orte. Bis nach Santiago ist er nicht gekommen, und kurioserweise starb er bevor die Bedeutung von Santiago de Compostela als Wallfahrtsort eine Rolle im Kampf der Reconquista spielte. In der Legende des Pseudo-Turpin kommt der riesenhafte, unbesiegbare Sarazene Ferragut aus Syrien nach Spanien, um gegen die Christen zu kämpfen.

Er lacht die christlichen Ritter aus, und ist so stark, dass er allein eine ganze Armee aufhalten kann. Als Ferragut auf dem Schlachtfeld bei Alesón und Nájera in der La Rioja auftaucht, ist niemand in der Lage, ihn zu besiegen, bis der fränkische Ritter Roldán, ein Neffe Karls des Großen, die Herausforderung annimmt. Roldán und Ferragut kämpfen stundenlang, aber der Riese ist unglaublich stark, und seine Haut scheint unverwundbar zu sein. Schließlich beschließen die beiden Kämpfer, eine Pause einzulegen, und beginnen ein Gespräch. Ferragut verrät Roldán, dass er eine einzige Schwachstelle hat, seinen Bauchnabel. Am nächsten Tag setzt sich der Kampf fort. Roldán nutzt das Wissen über die Schwachstelle seines Gegners. Mit seinem Schwert Durendal sticht er Ferragut in den Bauchnabel und tötet den riesigen Krieger. Historisch ist der Pseudo-Turpin nicht korrekt, doch er hatte großen Einfluss auf die mittelalterliche Legendenbildung und die Bedeutung des Jakobswegs.
Los Arcos durchquert der Camino auf einer langen, engen Straße, in der keine Autos verkehren. Die Fassaden sind alt, und vermitteln die morbide Vorstellung einer zeitlichen Tiefe, die bis ins Mittelalter reicht. Auf der Plaza vor der Kirche, die wirklich Jahrhunderte zurückreicht, treffen sich die Pilger auf ein Bocadillo und einen Kaffee. Nach zwölf Kilometern die erste Möglichkeit trocken zu rasten. Ich bin heute gut zu Fuß. Die Kilometer fließen unter meinen Füßen dahin. Nach einem schnellen Milchkaffee zieht es mich weiter. Ich will im regennassen Los Arcos nicht bleiben. Mich treibt die Vorstellung an, bis nach Viana zu gehen, und dem Regen zu entfliehen. Jenseits von Los Argos bleibt der Jakobsweg die gleiche Piste, die Landschaft wird immer flacher, die Felder ausgedehnter und die Berge noch ferner. Unerwartet bin ich allein unterwegs. Den ganzen Vormittag bin in ich in einer Gruppe gewandert. Jetzt sind sie alle fort. In Los Arcos verloren gegangen. Der Weg schlängelt sich weiter durch Felder; auf Sansol zu, dessen Kirche seit einiger Zeit auf einem Hügel aus der Landschaft vor mir aufragt. Der Ort ist kilometerlang gut sichtbar, die charakteristische spanische Siedlungsstruktur, die man selbst noch in den Städten finden kann; und in den historischen Zentren erhalten blieb. Auf einem Hügel im Zentrum die Kirche, darum herum eine Plaza, und in auf- und absteigenden, engen Gassen, die Häuser der Siedlung.

Ich frage mich oft, ob ich die Namen der Ortschaften, durch die komme, wörtlich nehmen kann. Sansol, Heiliger Zoilo, Torres del Río, Türme am Fluss. Welche Assoziativen wecken solche Namen? Ein Ortsname, inmitten des ländlichen Navarra, als Erinnerung an Zoilus von Córdoba, einen kaum bekannten, heiligen Märtyrer der katholischen Kirche?, wovon Sansol ein Derivat ist. Wachtürme am Fluss, vielleicht auf der Brücke, eine Zollstation, Soldaten, die den Zugang in den Ort kontrollierten? In die Wolken aufragende Kirchtürme? Keine Spur von solchen Türmen, weder im Ort noch in der Umgebung. Torres del Río hat noch einen alternativen Namen: Torres de Sansol, die Türme von Sansol. Die beiden Orte, Sansol und Torres del Río liegen sich auf Hügeln, zwischen denen der Río Linares fließt, gegenüber. Zwei »Hügeltürme«, die einst eine Furt oder die Brücke über den Fluss bewachten? Es waren unruhige Zeiten im mittelalterlichen Navarra; bis in die Neuzeit: die maurische Invasion, die Reconquista und die Wiedereroberung von Monjardín durch Sancho I., der militärische Konflikt zwischen Heinrich IV. von Kastilien und Johanna II. von Aragon, die napoleonische Besetzung und die Operationen der paramilitärischen Einheiten des Rebellenführers Marquesito, zuletzt die Repressionen der sogenannten Blauen Periode des Franquismus nach dem Spanischen Bürgerkrieg.
Torres del Río wird im sogenannten Jakobsbuch vom Aimericus Picaudus (Americ Picaud), dem Verfasser oder zumindest Kompilator des Codex Calixtinus, erwähnt. Picaudus schreibt über Torres und den Fluss Linares: Bei einem Ort namens Torres, auf navarresischem Boden, fließt ein Fluss, der Pferde und Menschen tötet, die daraus trinken. Eine immerhin merkwürdige Warnung für die Pilger vor einem Fluss mit einem harmlosen Namen, der von dem Flachsanbau (lino, Lein) abgeleitet wird, den der heutige Anbau von Gemüse und Obstbäumen verdrängt hat. Torres del Río ein gefährlicher Ort? Nichts von alldem ist heute noch nachvollziehbar. Antworten auf solche Fragen gibt es keine. Als ich dem Hügel, auf dem Sansol liegt, herabkomme, und den flachen Lauf des Linares, der tief unter mir fließt, überquere, döst Torres del Río friedlich in der warmen Nachmittagssonne.
In Torres del Río sind alle Betten in den beiden Herbergen, die mein Führer angibt, vergeben. Eine Herberge nimmt die obere Etage über einem kleinen Laden an der zentralen Plaza ein. Der junge Mann hinter dem Tresen sagt »Completo!« und schickt mich über den Platz in die dritte Pilgerherberge im Ort: in das Hostal San Andrés, das erst nachmittags öffnet. Die Albergue La pata de Oca, die Pfote der Gans, versteckt in den Gassen des Orts, nimmt für sich in Anspruch in der Tradition der Templer die Pilger zu versorgen. Mit einem Schild am Eingang bekräftigt sie ihren Anspruch: Albergue Templario »La Pata de Oca« Perteneciente A La Red De Albergues De La Orden Soberana Militer Del Templo De Jerusalém - Die Templerherberge La Pata de Oca gehört zum Herbergsnetzwerk des Souveränen Militärordens des Tempels von Jerusalem. Eine schöne Herberge mit einem historischen Patio, wo ich die Wartezeit verbringe, bis die Herberge im Hostal öffnet. Alles in allem sehr kommerziell. An der Wand, rot auf weißem Grund, das Tatzenkreuz der Templer, und aus dem Lautsprecher Shine On You Crazy Diamond. Ein angenehmes Templernarrativ. Während ich Pink Floyd lausche und einen vorzüglich temperierten Rioja trinke, treffen nach und nach Pilger ein. Vorwiegend junge Leute, modisch gestylt, irgendwie hipp, irgendwie Urlaub. Ich werde den Gedanken nicht los, und so erging es mir auch auf anderen Jakobswegen, dass Pilgern en vogue ist, wie in den 1970er Jahren die Reise nach Poona zu Bhagwan Shree Rajneesh, der später Osho hieß. Bhagwan, der Guru der Sannyas-Bewegung, ist wie Jakobus, der große Apostel der Christenheit, ein spiritueller Lehrer, beide mit einer zeitweise wachsenden Gefolgschaft in der westlichen Welt. Was ich damit sagen will: das Bedürfnis einer materialistischen und konsumorientierten, kapitalistischen Welt noch irgendeinen Sinn abzugewinnen, äußert sich immer mehr in dem kollektiven Aufbruch nach einem individuellen Neubeginn. Jakobus, der Lehrer und Pilger, Bhagwan, der apodiktisch auftretende Guru. Der Unterschied liegt in der Lehre, wenn auch beide die Hoffnung auf Wandel versprechen; ein Cargo Cult, verbunden mit der Hoffnung auf Heilung in einer beschädigten Welt. Um es salopp auf den Punkt zu bringen: Wer nicht pilgert, liest Fantasy-Erzählungen. Oder beides. Lag der Sinn mittelalterlichen Pilgern im Sündenerlass durch das Beispiel und die Vermittlung des Apostels, orientiert sich modernes Pilgern an der Sinnfindung in einer entfremdeten Lebenswelt, daran, nicht im falschen Leben zu enden, seinen Lebenssinn erst gar nicht zu verlieren oder ihn wiederzufinden.
Die Unsitte der Reservierung, der ich versuche, mich zu verweigern, treibt mich immer wieder um. Welchen Wert hat eine Pilgerfahrt, auf der es den Pilgern nicht gelingt, Sicherheiten loszulassen, sich auf das Akzidentelle in der Fremde einzulassen, dasjenige, was ihnen auf dem Weg zufällt, Begegnungen, Landschaften, historische Stätten; um sich anders und wieder neu wahrzunehmen? Pilger, die ihr Gepäck von Dienstleistern transportieren lassen. Urlaub auf dem Camino de Santiago? Wenn ich über diese Beobachtungen nachdenke, komme ich mir puristisch vor. Bin ich zu kleinlich? Beneide ich die von der Last eines Rucksacks befreiten Wanderer, die leichtfüßig über die Jakobswege schlendern? Wirklich? Die größeren Gruppen, die unterwegs sind, wirken auf mich wie Wandervereine. Viele Nord-Amerikaner, viele Koreaner, die behaupten Chinesen zu sein. Zahlenmäßig stellen sie die bei weitem die größte Gruppe.

Das Hostal San Andrés, dass in keinem meiner Führer als Albergue genannt wird, hat im Keller einen Schlafsaal eingerichtet - zu moderatem Preis. Abends gemeinsam in den Herbergen zu essen, ist Tradition, und ich habe manch gute Erinnerung an diese Abende auf dem einen oder anderen Camino de Santiago, an denen die Hospitaleros für uns Pilger kochen. Das scheint auf dem Camino Francés anders zu sein, und der Pilgermassen wegen, die den Francés bevölkern, vielleicht nicht möglich. Zwar bieten die touristischen Herbergen das traditionelle Pilgermenu an, doch dann sitzen Dutzende Pilger an mehreren Tischen, was mich wieder an einen Betriebsausflug erinnert, und da es Fremde sind, zufällig zusammengewürfelt, bleibt das Zusammensein eher anonym. Man trifft sich, verbringt den Abend zusammen, und sieht sich meistens nicht mehr wieder. Nur manchmal, in den kleinen Herbergen, wenn wir nur wenige sind, die dort die Nacht verbringen, wird der Austausch intensiver und persönlicher, wenn plötzlich persönliche Erfahrungen aufblitzen. Erst kurz vor Einlass ins Restaurant entscheide ich mich am allabendlichen Pilgermenu teilzunehmen.
Haruki aus Kobe sitzt mir gegenüber, an einer der langen Tafeln. Ich bin in den letzten Tagen immer wieder Pilger*innen aus Ostasien begegnet, die sonderbare Hüte tragen, wie ich sie von Reisbauern aus Südostasien kenne, die sie zum Schutz vor der Sonne tragen. Ich frage Haruki, ob der Hut zum Pilgerornat der Shikoku-Pilger*innen gehört, er reagiert begeistert, und wir haben uns plötzlich viel zu erzählen. Vor Jahren las ich Marie-Edith Lavals Buch über den japanischen Pilgerweg auf der Insel Shikoku, Die Tempel von Shikoku: Meine Pilgerreise auf Japans heiligem Weg, auf dem achtundachtzig Tempel absolviert werden müssen. Haruki kennt diesen Weg. Sofort zückt er sein Smartphone, zeigt mir Bilder, und erklärt, dass der kegelförmige Seggenhut den Pilger vor Sonne und Regen schützen soll. Auf ihn werden Mantras geschrieben, die dem Pilger auf seinem beschwerlichen Weg zu den achtundachtzig heiligen Stätten Mut machen.
Wie die Pilger*innen nach Santiago de Compostela, die einst ein rituelles Ornat trugen, und als sie es erst einmal angelegt hatten, ihre alltägliche Existenz zurückließen und zum Schwellenwesen wurden, trägt der Shikoku-Pilger, der Henro, bis heute ein Ritualgewand, das seit tausendzweihundert Jahren gleichgeblieben ist. Während der Jakobspilger einst die Pelerine, vielleicht mit Muschelbesatz trug, trägt der Shikoku-Pilger ein weißes Gewand mit dem Schriftzug Namu Daishi Henjō Kongō auf dem Rücken. Wörtlich übersetzt bedeutet es: »Ehre gebührt Daishi, dem alles erleuchtenden Diamanten«, in Erinnerung an den buddhistischen Mönch und Gelehrten Kūkai, dem nach seinem Tod von Kaiser Daigo der Ehrentitel »Kōbō Daishi«, »Großer Meister, der das Gesetz verbreitet«, verliehen wurde. Beide Pilger, in Europa sowie Japan, tragen einen Hut, und einen Pilgerstab. Der kongozue, der hölzerne Pilgerstab in Japan, hat einen Knauf, der mit einem bunten und goldgewirkten Stoff überzogen ist. Er steht symbolisch für Kūkai, der an der Seite des Pilgers wandert, genau wie der Pilgerstab auf dem Jakobsweg den heiligen Jakobus verkörpert. Am Stab hängt ein Glöckchen, suzu genannt, das bei jedem Schritt bimmelt und wilde Tiere oder böse Geister verscheuchen soll. Erst mit dem Anlegen des Ornats wird der Adept zum Henro, oder zum Jakobuspilger, der bereit ist, in die Fußstapfen von Kūkai oder Santiago Peregrinos zu treten.

Mir ist es nur schwer und selten möglich, eine Landschaft, einen Ort oder eine historische oder archäologische Stätte zu erleben und sie sofort in ihrer Bedeutung zu verstehen. Das Erlebnis, die emotionale Betroffenheit von einem Ort, an dem ich spüre, dass etwas in der Luft liegt, suspendiert meinen wissenwollenden Intellekt, der sich immer erst im Nachhinein meldet. Oft bin ich dann schon woanders auf dem Camino unterwegs, und, was nicht selten vorkommt, von der nächsten Attraktion, sei es eine Landschaft, ein Gebäude oder dem Charme einer Ortschaft fasziniert. Wenige, glaube ich, die sich auf einen Camino de Santiago begeben, werden so ausführlich vorbereitet sein, dass ihnen nichts entgeht. Vieles Interessante oder Denkwürdige begegnet dem Pilger zufällig, unerwartet und vor allem unvorbereitet, denn wer weiß schon, was der Weg für ihn bereithält. Es ist so vieles, an dem er vorbeigeht, ohne zu wissen, was er da sieht, und was es bedeutet. Wie sollte er auch, vom Weg gefordert, das Gepäck geschultert und mit zunehmend müden Muskeln. Die körperlichen Anstrengungen einer Fußreise fordern im Lauf des Tages ihren Preis.
Torres del Río gehört zu den Orten, an denen niemand vorbeigehen darf. Doch Viana, an der Grenze zur Rioja, wohin Hape Kerkeling von Pamplona mit dem Bus gefahren ist, und es nicht weiter für erwähnenswert hält, lockt mit städtisch spanischem Flair. Ich kenne die Tage, an denen Muskeln und Gelenke beharrlich eine Auszeit fordern, und schmerzen, bis ich nachgebe. Oder es ohne Ende in Strömen gießt, dass ich eine Etappe mit dem Bus- oder dem Zug zurücklege. Weil ein erbarmungsloser Hospitalero auf der einen Nacht besteht, die man in einer Pilgerherberge übernachten darf, ohne Rücksicht auf die Umstände, und mein schmales Budget für Luxuriöseres nicht reicht. Und weil ich es nicht schaffe, alles stoisch hinzunehmen. Doch später bedauere ich meistens eine Etappe ausgelassen zu haben. Was hat Hape alles nicht gesehen, von dem er in seinem Buch nichts erzählen kann?
Ich kam nach Torres del Río, hatte nie von dem Ort gehört, wie von so vielen anderen auch nicht. Auf den ersten Blick ein langweiliges Dorf, kaum anders als Sansol, ausgestorben am Nachmittag. Ich wusste nicht, welches Kleinod der Ort zwischen seinen Häusern eingezwängt verbirgt. Ich blieb, weil ich einfach zu fußmüde war, um weiterzugehen.

Die romanische Iglesia San Sepulcro, die Kirche des Heiligen Grabes, ist ein besonderes Gebäude. Nicht nur visuell, sondern auch kirchengeschichtlich. Wie die Ermita Santa María de Eunate steht sie im Verdacht, eine Stiftung der Templer zu sein. Das Prospekt, das mir die freundliche Señora in die Hand drückt, die am Eingang in dem kühlen, dämmerigen kleinen Kirchenraum an einem Tisch sitzt, und geduldig die Fragen der Pilger beantwortet, preist: Ein geheimnisvolles Gebäude: Nur wenige Besucher bleiben unberührt angesichts eines der einzigartigsten Gotteshäuser der romanischen Baukunst auf dem Weg nach Santiago. Der Baumeister und die Handwerker waren wahrscheinlich Mauren, die die Kirche für ihre christlichen Auftraggeber entwarfen.

Georgiana Goddard King ist eine US-amerikanische Kunsthistorikerin und Pionierin auf dem Gebiet der Hispanistik, die den Jakobsweg mit ihrem Buch The Way of Saint James (1920) international bekannt machte. In ihrem persönlich gehaltenen Text über den Jakobsweg von Toulouse nach Santiago de Compostela, den sie in drei verschiedenen Jahren bereiste, stellte sie als erste Historikerin die Kunst am Jakobsweg dar, und regte damit den kulturellen Austausch an. Sie war die Erste, die auf den islamischen Einfluss des Gewölbes der Iglesia San Seculpro in Torres del Río hinwies. Die vergleicht den Stil mit der Iglesia El Cristo de la Luz, ursprünglich eine Moschee unbekannten Namens in Toledo, die nach dem arabischen Namen des Tores in der Nähe auch Masǧid Bāb al-Mardūm genannt wird, oder mit der Catedral de Nuestra Señora de la Asunción, der Großen Moschee von Córdoba, der Mezquita-Catedral de Córdoba. Die Gründungsumstände von San Sepulcro sind noch ungeklärt, datiert wird der Bau in die Jahre um 1160 bis 1170; vermutlich vom Königshaus Navarra gestiftet. Es gab damals ein Kloster in Torres del Río, eine Dependance der Benediktiner von Irache. Anfang des 13. Jahrhunderts gehörte die Kirche zum Orden der Ritter des Heiligen Grabes. San Sepulcro in Torres del Río ist eine komplexe Nachbildung der Grabeskirche in Jerusalem, ohne diese exakt zu kopieren. Sie wurde in einer Zeit errichtet, als den Pilgern die Pilgerreise nach Jerusalem verwehrt war.
Santa María de Eunate und San Sepulcro. Zwei Grabeskirchen. Für beide Kirchen ist der Ursprung und die Funktion unklar, doch die Anziehungskraft von Eunate erscheint mir größer zu sein, denn der Ort liegt in einer unbewohnten Gegend und ist von einer Arkade umgeben; auch wenn Cisko und ich an diesem Regentag die einzigen Besucher waren. San Sepulcro in Torres del Río wurde erst spät von der mittelalterlichen Kunstgeschichte bemerkt, denn die Kirche war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts kaum bekannt. Kunsthistoriker verwarfen die Templer-Hypothese für Eunate und Torres del Río allzu schnell, wie mir scheint, und interpretieren sie als Grabkapellen, die mit einer Totenlaterne ausgestattet, ein ewiges Licht zu Ehren der Verstorbenen, was mir keine unbedingt verlässliche Auskunft über die Gründer zu sein scheint. Das Hauptargument, das für San Sepulcro angeführt wird, bezieht sich auf die Grabeskirche als Besitz der Augustiner-Chorherren vom Heiligen Grab im 13. Jahrhundert. Autoren aus dem esoterischen Spektrum halten an der Templer-Hypothese fest, und beschreiben die beiden Grabeskirchen als Initiations- und Kraftorte: Als Iker Jiménez in seinem Buch Un viaje mágico por el Camino de Santiago. De oca a oca por el camino de las estrellas von 2004, Juan García Atienza in seinen magischen Reiseführern durch Spanien oder Francisco Contreras Gil, der die Bedeutung von San Sepulcro für ein für ein Heiligtum des Grals hält. Die Wissenschaft hat sich seitdem bemüht, solche Hypothesen als apokryphe Legenden auf den Dachboden der Geschichte zu verbannen. Doch die ungelösten Rätsel, die solche Gebäude stellen, dürfen nicht dazu führen, alternative Perspektiven mit wissenschaftlichen, ideologischen Scheuklappen auszugrenzen.
Der Grundriss von San Sepulcro wurde einfach gehalten: ein regelmäßiges Achteck mit einer halbrunden Apsis auf der einen Seite und einem zweifellos späteren, runden Turm, der an der gegenüberliegenden Vorderseite angebaut wurde. Ein überraschendes Kapitell mittelalterlichen Bestiariums befindet sich außen an der Fassade. Es zeigt einen Mann, aus dessen Mund zwei gewundene Drachenschwänze kommen, die sich symmetrisch um seinen Kopf winden und ihn gleichzeitig auf Höhe seiner Schläfen beißen. Das Portal, durch das in die Kirche trete, krönt ein gewölbter Bogen, eine verzierte Archivolte mit einem Sternenband und Rundstabprofil; im Inneren des Tympanons ein Wappen, seltsamerweise mit Patriarchenkreuz, ein Doppelkreuz mit zwei Querbalken, von denen der obere kürzer ist als der untere, das auch Spanisches Kreuz genannt wird. Der achteckige Kirchenraum liegt im Halbdunkel. Spärlich fließt Licht durch acht schmale Fenster, die an arabische Fenstergitter erinnern.

San Sepulcro besitzt ein außergewöhnliches sternförmiges Rippengewölbe, das von maurischer Baukunst beeinflusst ist. Dieses Gewölbe stellt das architektonische Highlight des Innenraums dar, ein prächtiges Kreuzrippen- oder Sterngewölbe mit selbsttragenden Rippen, die sich drei- oder viermal kreuzen, wobei acht weitere Rippen der Verstärkung dienen, und so die Druck- und Schubkräfte des Gewölbes auf die Pfeiler ableiten; eine steinerne Nachahmung himmlischer Mystik. Weniger gebräuchlich in der Architektur ist der Begriff kalifales Sterngewölbe (bóveda de estrella califal) für ein Gewölbe wie das in Torre del Río, wo sich die Rippen in einer sternförmigen Anordnung über dem Gewölbe kreuzen. Auf den Rippen befinden sich Inschriften, erkennbar die Namen der Apostel Petrus, Paulus, Andreas, Jakobus, Johannes, Thomas und Simon; ferner ein Porträtkopf und ein Kruzifix me fecit: »Er machte mich!« Die acht Hauptrippen, die sich nicht im Zentrum treffen, lassen Platz für einen Kreis, auf dem die achteckige Laterne, ein lichteinlassender Dachaufsatz, sitzt. Von dieser Laterne heißt es im Prospekt der Señora, sie sollte Pilgern als »Leuchtturm« dienen, wie auch die in Eunate, da die Pilger beiden Kirchen am Camino de Santiago begegnen. In der Apsis Kapitelle, unter vielen anderen, Kapitellen, eines mit der Kreuzabnahme oder, sehr bezeichnend, ein anderes mit Frauen leeren Grab Christi. Die Bauweise ineinander verschachtelten Rippen stammt aus der islamischen Architektur und wurde später in romanischen und gotischen Kirchen adaptiert; deshalb »Califal« im Kontext des islamischen Stils der Architektur des Umayyaden-Kalifats von Córdoba. Während die christlichen Kirchen in Spanien meistens Rund- oder Spitztonnengewölbe besitzen, finden sich in manchen romanischen Bauten in Gebieten mit muslimischer Vergangenheit diese kunstvollen Stern- oder Rippengewölbe aus der islamischen Tradition. Die Kombination von romanischen und maurischen Elementen, wie sie San Sepulcro nicht nur im Gewölbe zeigt, ist ein charakteristisches Merkmal der sogenannten Mudéjar-Architektur. Vor der Kunstfertigkeit der Konstruktion des Gewölbes, mit den mathematisch vollendeten Proportionen, wirkt die Ermita Santa María de Eunate wie das Werk eines Lehrlings. Die ruhige Besinnlichkeit, die Ataraxie, die ich in der Iglesia San Sepulcro finde, und auf meinen Wanderungen suche, wird in der Landschaft des Camino Francés immer wieder durch laute Unterhaltungen zerschnitten, schrille, unverständliche Wortkaskaden, die ich lange hören kann, bevor ich die Sprecher sehe. Ich lasse mir Zeit, sitze auf einem schmalen Sims mit dem Rücken an die kühle Kirchenmauer gelehnt, als Renée in die Kirche kommt, und sich still neben mich setzt. Das »kalifale Sternrippengewölbe« über uns, ist so beeindruckend, dass ich es eigentlich nicht beschreiben kann. Noch weniger kann ich beschreiben, wie uns die Atmosphäre in dem achteckigen Raum erfasst, in den nur die schießschartenschmalen Fenster hoch über uns einen bläulicher Streifen Licht ins Innere lassen.

Als ich am Morgen aufbreche, nieselt es. Zu wenig für den Regenumhang, auf die Dauer zu viel ohne ihn. Nach zwei Stunden hat die Nässe in der Luft mich bis aufs Unterhemd durchnässt. Aber es ist warm, obwohl die Sonne unter der dichten Wolkendecke verschwunden ist. Der kalte Wind der letzten Tage weht jetzt woanders. Der Tag bleibt trübe, die Landschaft grün, fett und saftig. Weinfelder und Getreidefelder, dazwischen blüht leuchtend gelb der Raps. Gelegentlich eine kleine Olivenplantage, die Stämme der Bäume knorrig verdreht, Jahrzehnte alt. Die Berge Navarras rücken allmählich immer weiter in die Ferne. Majestätisch rahmen sie noch immer meinen Weg, doch für den Wanderer bilden sie kein Hindernis mehr. Der Weg wird zu einer breiten, verdichteten Piste, ein Wirtschaftsweg, gut geeignet für das Fahrrad, für den Fußgänger eine monotone Angelegenheit. Es geht meistens gerade aus, sodass mein Blick den Weg in der Ferne verliert. Nur wenn er etwas ansteigt, endet seine Flucht geradeaus eine Weile. Ich wandere auf die Rioja zu.

Endlich La Rioja

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